Am Neckar sowie Neckarufer in Stuttgart und Bad Cannstatt soll sich einiges verändern und attraktiver werden. Eine verkehrsberuhigte Oase mit Flaniermeile inklusive einem Zwergflusspferd-Becken der Wilhelma soll entstehen. Der Umbau ist über mehrere Jahre geplant. 2028 soll alles fertig sein. Die Arbeiten laufen schon. Der Bereich am Neckarknie ist seit längerem eine große Baustelle.
Unter anderem soll die 70 Jahre alte, marode Rosensteinbrücke abgerissen werden. Für den Autoverkehr wurde sie bereits im Mai 2022 gesperrt. 1953 wurde die Brücke eingeweiht und ist etwas Besonderes. Ihre Konstruktion, entwickelt von der Firma Ludwig Bauer in Zusammenarbeit mit Professor Fritz Leonhardt – Vater des Stuttgarter Fernsehturms – ermöglichte eine Neckarquerung ohne Stützpfeiler.
Im Herbst sollte mit den ersten Maßnahmen für den Abriss begonnen werden. Allerdings wird der endgültige Abriss erst im Juli 2024 stattfinden.
Betroffen ist unter anderem die Fahrgastschifffahrt. Der Neckar-Käpt’n, sprich die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple, ist hier seit 1956 ansässig. Mit sechs Fahrgastschiffen ist sie auf dem Neckar von Esslingen bis Neckarzimmern auf über 100 Flusskilometern und 2/3 des schiffbaren Neckars unterwegs. Die Schiffe liegen in Stuttgart-Bad Cannstatt, Ludwigsburg und Heilbronn. Der Hauptsitz mit dem Hauptgeschäft ist Stuttgart Bad Cannstatt. Durchschnittlich werden pro Monat 15.000 Fahrgäste befördert. Die Hauptsaison der Personenschifffahrt ist der Sommer.
Seit Jahren durch die Baustellensituation behindert und eingeschränkt kommt mit dem Abriss im Juli ein weiteres Problem hinzu. Denn Abriss bedeutet gleichzeitig Vollsperrung des Neckars. Im Juli wird normalerweise der Hauptumsatz des Jahres gemacht. Für zwei bis drei Wochen würden die Schiffe zwischen Schleuse und Rosensteinbrücke vom Neckar abgetrennt und eingesperrt sein. Eine Lösung hierfür könnte die Nutzung des Anlegers Mühlgrün darstellen. Dieser befindet sich flussabwärts unmittelbar nach der Rosensteinbrücke.
Anlegen darf der Neckar-Käpt’n hier bereits, jedoch keine Fahrgäste ein- und aussteigen lassen. Hierfür bedarf es einer Sondergenehmigung. Diese könnte über die Zeit des Abrisses hinweghelfen. Der Neckar-Käpt’n und die Stadt sind diesbezüglich bereits im Dialog. Mühlgrün hätte auch noch einen weiteren Vorteil, was diesen Anleger auch für eine dauerhafte Nutzung interessant machen könnte. Er ist dank einer Rampe eine der wenigen Stellen am Neckar, die barrierefrei sind. Fahrgäste mit Fahrrädern, Kinderwägen, Rollatoren oder Rollstühlen könnten hier leichten Zugang zu den Schiffen bekommen. Dies wäre ein Gewinn für alle.