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Erfolgreiche Inklusion mit der Nikolauspflege und dem Neckar-Käpt’n

Im Tickethäuschen des Neckar-Käpt’n klingelt ständig das Telefon. Man suchte zwei weitere Telefonistinnen zur Unterstützung. Die Suche gestaltete sich schwer, überall ist von Fachpersonalmangel zu hören, und so machte man sich Gedanken, wer diese Aufgabe übernehmen könnte. Eher zufällig kam plötzlich die Idee auf, einmal bei der Nikolauspflege nachzufragen, berichtet Neckar-Käpt’n Geschäftsführer Jens Caspar.

Bei der Nikolauspflege fand man sehr schnell zwei dafür ausgebildete Kräfte, die dieser Aufgabe gewachsen sind. Frau Kuhnle und Frau König bearbeiten seit Mai im Tickethäuschen des Neckar-Käpt’n an der Anlegestelle bei der Wilhelma in Stuttgart-Bad Cannstatt die Kundenwünsche per Telefon. Es funktioniert sehr gut, zur Freude aller.

Christina Kuhnle äußert sich dazu: „Ich finde es toll, dass der Neckar-Käpt’n Frau König und mich, zwei blinde Frauen, eingestellt hat. Dieser Mut fehlt in vielen Unternehmen. Viele haben Bedenken und Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Behinderung und können sich schlecht in die Welt blinder Menschen hineindenken. Schön ist es, dass ich in meiner Position jetzt anderen helfen kann, die z.B. ein Problem bei der Online-Ticketbuchung oder Fragen zu den Schiffsfahrten haben. Ich freue mich, wenn sie sich dafür bei mir bedanken.“ An ihrer neuen Stelle gefällt ihr auch das Schaukeln der Schiffe auf dem Wasser zu spüren. Beim ersten Mal sei sie da schon etwas erschrocken, gibt sie zu.

Die 23-Jährige aus Weinstadt, sie ist von Geburt an blind, hat nach einem Berufsvorbereitungsjahr eine dreijährige Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der Nikolauspflege absolviert. Sie wünschte sich immer eine Stelle in einem Sekretariat oder als Assistentin im kaufmännischen Bereich. Sie trifft gerne Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz und liebt den Kundenkontakt am Telefon oder im Schriftverkehr. Bei der Nikolauspflege saß sie schon am Empfang. Ehrenamtlich ist sie für den Blindenverband tätig. Da plant und organisiert sie Veranstaltungen und Ausflüge für Jugendgruppen.

Bei ihr lief die Jobsuche gut, sagt Kuhnle, schon nach einem dreiviertel Jahr fand sie jetzt einen Arbeitsplatz. Sie wünscht allen in ihrer Situation Durchhaltevermögen bei Bewerbungen, Mut bei Vorstellungsgesprächen, sich von Absagen nicht demotivieren zu lassen und aktiv zu bleiben. Ihr Tipp: Ruhig den Laptop ins Vorstellungsgespräch mitnehmen und zeigen, welche technische Möglichkeiten blinde Menschen heute haben. Von den Unternehmen würde sie sich mehr Chancen für Vorstellungsgespräche oder Probearbeit für Menschen mit Behinderung wünschen.

„Es freut uns, wenn sich ein Arbeitgeber, wie jetzt der Neckar Käpt’n, direkt bei uns meldet und Bereitschaft zeigt, blinde Menschen zu beschäftigen“, sagt Thorsten Letsche, der als Case-Manager an der Nikolauspflege arbeitet und den Berufseinstieg von Christina Kuhnle und Frau König begleitet hat. „Wir bilden gut aus, wir haben gute Absolventinnen und Absolventen. Es ist toll, wenn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber diese auch wahrnehmen und einstellen.“ Thorsten Letsche und seine Kolleginnen und Kollegen beraten Unternehmen, wenn sie blinde Menschen einstellen möchten. „Wir geben Orientierung, helfen gemeinsam mit dem Reha-Fachgeschäft der Nikolauspflege bei der Ausstattung von Arbeitsplätzen mit den passenden Hilfsmitteln und sind als Ansprechpartner bei allen Fragen immer erreichbar.“

Heiko Volz, Unternehmenssprecher des Neckar-Käpt’n: „Wir sind sehr glücklich über diese Lösung und fänden es schön, wenn es Nachahmer in anderen Unternehmen geben würde.“

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